Ehe öffnen, nicht einschränken!

Die kantonale Volksinitiative «Schutz der Ehe», über die der Kanton am 27. November abstimmt, möchte die Ehe als “[…] Lebensgemeinschaft von Mann und Frau” definieren. Damit versucht die Partei homosexuelle Paare auszugrenzen und deren Liebe abzuwerten. Das dürfen wir nicht zulassen.

Die Eidgenössische Demokratische Union hat die Initiative nach eigenen Angaben, deshalb lanciert, weil das “Grundrecht auf Ehe” gefährdet sei. “Verschiedene Kräfte” würden beabsichtigen, die Ehe für weitere Formen des Zusammenlebens zu öffnen (Da hat sie recht) oder gar abzuschaffen. Eine Gefahr für dieses “Grundrecht” ist aber nur die Initiative selber, denn sie möchte aus der Ehe ein ewiges Privileg machen. Eines, das nur heterosexuellen Paaren vergönnt ist.

Als Folge der offenbar drohenden “Abschaffung der Ehe” sieht die Partei “[den] familiäre[n] Zusammenhalt in guten wie in schlechten Tagen und die gegenseitige Unterstüzung (sic) und Förderung” gefährdet. Warum homosexuelle Paare nicht dazu fähig sind, erklärt sie leider nicht. Ebensowenig warum die drohende Abschaffung der Ehe durch die in einer Kantonsverfassung verankerten Definition verhindert werden könnte.

Trotz aller schönen Erklärungen ist deshalb klar, dass die Initiative ein tief homophobes Konstrukt ist, das aber nicht zugeben kann und/oder will. Tatsächlich wird nicht die Zerstörung der Ehe befürchtet, sondern ausschliesslich die Öffnung derselben für homosexuelle Paare.

Dabei wäre eine Ehe, die allen offen steht, eine Chance für dieses Modell, dass bei heterosexuellen Paaren seit ca. 1990 immer weniger Anklang findet. Sich zu beklagen, dass die Ehe immer unbeliebter wird, gleichzeitig aber Heiratswillige auf Grund ihrer Sexualität davon ausschliessen zu wollen, ist paradox. Statt sich zu freuen, dass sich mehr Menschen für eine lebenslange, verpflichtende Partnerschaft entschliessen möchten, bekämpft die EDU das.

Der Grund dafür ist die Ansicht der Initianten, die Ehe zwischen Mann und Frau sei eine natürliche Wahrheit, die unverrückbar ist:

“[…] die Ehe ist ausschliesslich Mann und Frau vorbehalten. Diese Definition ist so natürlich, dass jeder Kindergärtler sagen würde: Eine Ehe ist, wenn ein Mann und eine Frau verheiratet sind.”

Klar, dass dahinter die Natur steht und nicht etwa die heute immer noch übliche heteronormative Sozialisierung der Kinder. In meinem Umfeld, das zugegebenermassen ziemlich progressiv ist, kenne ich durchaus Kindergartenkinder, die auch eine homosexuelle Ehe problemlos als solche anerkennen.

Die EDU, aber, die selbst die Ehe als "[…] Zeichen der gegenseitigen Liebe, Ergänzung und Treue […]" versteht, möchte aber nicht, dass gleichgeschlechtliche Paare dieses Zeichen setzen können. Und das, obwohl die Ehe von heterosexuellen Paaren in keiner Weise tangiert würde. Eine Abwertung derselben, wie die Partei sie befürchtet, kann nur vorhersehen, wer homosexuellen Menschen bereits abwertend gegenüber steht.

Zum Abschluss, und weil die EDU das in ihrem Argumentarium auch tut, möchte ich einen Bibelvers zitieren:

"Und das andere ist ihm gleich: Du sollst deinen Nächsten lieben wie dich selbst; es ist kein ander größer Gebot denn diese." (Markus 12:31)


Gerne weise ich hier auf das Argumentarium der breit abgestützten Gegenkampagne hin.